Am Donnerstag, 23. Juni, konnte die Kolpingsfamilie Simbach bei einladendem Sommerwetter gen Abend ihre Fahrt nach Leonberg antreten. Man traf sich auf der Höhe über Marktl, wo sie schon von den Kolpingfreunden aus Marktl erwartet wurde. Ziel war die dem heiligen Sebastian geweihte Kirche, auf dem Weg zwischen Gasthof und der steilen Innleite mit der „Dachlwand“ gelegen.
Kirchenführer Georg Remmelberger brachte mit seinem äußerst anschaulichen und von Kenntnisreichtum zeugenden Vortrag der Gruppe die wechselhafte Geschichte und die Besonderheiten der Kirche nahe, nachdem man das Portal mit der Jahreszahl 1586 durchschritten und die Bänke bis zum letzten Platz gefüllt hatte. Üblicherweise datieren diese Jahreszahlen die Entstehungszeit von Gebäuden. Hier, so Remmelberger, weist 1586 auf „den Umzug“ der Kirche hin. Diente sie doch schon seit dem 12. Jahrhundert als Kapelle einer, an der steilen Innleite gelegenen Burg, die 1170 in den Besitz Heinrich des Löwen überging, zehn Jahre noch vor der 1180 beginnende Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern.
Die gefährliche Topografie des Standorts, die immer wieder zu Geländeabstürzen führte, veranlasste die Besitzer am Ende des 16. Jahrhunderts, die Kirche Stein für Stein abzutragen und sie landeinwärts zu versetzen. Fast identisch entstand sie dann 1586 hier aufs Neue, nur die Decke wurde zum gotischen Kreuzrippengewölbe gewandelt.
Auch die Säkularisation 1803 überstand sie dann glücklicherweise unversehrt: Wahrscheinlich fand sich für ihre Steine kein ausreichendes Kaufgebot.
Heute leuchtet die auf der Wiese stehende Kirche neu im Glanz der im Jahre 2019 beendeten Renovierung. Sie ist ein Zeugnis der langen Geschichte hiesiger Frömmigkeit, dem Können der damaligen Baumeister und Kunsthandwerker und von einer Immobilienrettung, die das Bauwerk mobil machte.
Die Kirche existiert noch, die Burg an der Innleite, der sie als Kapelle diente, ist längst verschwunden.
Im nahen Biergarten des Landgasthofes, dessen Existenz auf ein altes Schankrecht zurückgeht - der Bauer, der es innehatte, pflegte es zumindest ebenso gut wie seine Landwirtschaft - ließ die Simbach-Marktler Gruppe dann den sonnigen Abend bei Brotzeit, Getränken und Geselligkeit ausklingen.
Die Beschläge des Portals, der normalerweise verschlossenen St Sebastian Kirche, zeugen vom feinen Können heimischer Kunstschlosser